Liebes Publikum,
im vergangenen Sommersemester haben wir bereits mit dem „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ ein Stück von Edvard Grieg gespielt. Dieses Sommersemester werden wir unser komplettes Programm diesem einzigartigen Komponisten aus Norwegen widmen. Willkommen also im hohen Norden, egal wie die Temperaturen bei uns sein werden.
Wer kennt sie nicht, die Melodien, die Peer Gynt in die Halle des Bergkönigs und in der Morgenstimmung begleiten. Damit spielen wir für sie wohl die bekanntesten Stücke von Edvard Grieg. Aber unserer Tradition treu bleiben, etwas Außergewöhnliches auf das Programm zu setzen, werden wir heute mit der Sinfonie in c-Moll ein wenig bekanntes und selten aufgeführtes Werk zum Erklingen bringen.
Wir wünschen viel Freude beim Zuhören!
Ihr Sinfonieorchester der Universität Hohenheim
Edvard Grieg (1843-1907)
Edvard Grieg wurde 1843 in Bergen geboren. Die Liebe zur Musik bekommt Grieg von seiner Mutter mit auf den Weg. Sie war eine bekannte Konzertpianistin, galt als beste Klavierlehrerin von Bergen und unterrichtete auch ihren Sohn. Später studierte Edvard Grieg in Leipzig und Kopenhagen.
Man spricht von Grieg als dem Komponisten, der Norwegen musikalisch auf die Weltkarte gesetzt hat. Neben „Peer Gynt“ und seinem Klavierkonzert ist Grieg vor allem durch seine Liedersammlungen bekannt, die deutlich von der Volksmusik seiner Heimat beeinflusst wurden. Die Sinfonie in c-Moll ist die einzige Sinfonie, die er geschrieben hat.
Sinfonie in c-Moll
„Darf niemals aufgeführt werden“ steht auf dem Originalnotensatz. Edvard Grieg war mit seinem 1864 geschriebenen Werk so unzufrieden, dass er es nicht in Konzertsälen hören wollte. Warum das so war, hat er nie begründet. Allerdings war Grieg bekannt dafür, dass er selbst sein schärfster Kritiker war. Lange Zeit wurde sein Wunsch auch respektiert und das Manuskript schlummerte über 100 Jahre seinen Dornröschenschlaf in einer Bibliothek in Bergen.
Dies änderte sich erst, als Unbekannte 1980 die Partitur verbotener Weise fotografierten. Kurz darauf wurde die Sinfonie in der Sowjetunion uraufgeführt und im Rundfunk weiter verbreitet. Norwegische Orchester zogen nach, die erste Aufführung dort wurde im Fernsehen übertragen und bereits im März 1981 gab es eine erste Einspielung auf Schallplatte. Nichtsdestotrotz bleibt Griegs Sinfonie in c-Moll ein selten aufgeführtes Werk, auch wenn dies nicht nur nach unserer Meinung musikalisch vollkommen unbegründet ist.
Peer Gynt
Mit „Peer Gynt“ vertont Grieg ein Gedicht von Henrik Ibsen, das von einem norwegischen Feenmärchen inspiriert wurde. Peer ist eine Mischung aus Hans guck in die Luft und Hallodri. Um den sozialen Abstieg seiner Familie zu verarbeiten – der Vater hat Haus und Hof durch Ungeschick und Alkoholismus verloren – flüchtet er sich in Traumwelten und Lügengeschichten. Ob nun real oder in seiner Phantasie: Peer kommt in der Welt herum. Er reist quer durch Norwegen, trifft am Hofe des Bergkönigs Trolle, Gnome und Kobolde, erwirbt Reichtum durch Sklavenhandel in Nordafrika, den er durch Betrug wieder verliert.
Seine Beziehung zu Frauen ist durchwachsen: Er entführt Ingrid kurz vor ihrer Hochzeit, um sie gleich danach wieder zu verlassen („Der Brautraub“), wird von Anitra beraubt („Anitras Tanz“), verliebt sich in Solveig, die nach einigem Zögern bereit ist auf seine Rückkehr nach Norwegen zu warten – was sie auch 30 Jahre lang macht („Solveigs Lied“). Am Ende der Geschichte ist Peer (wieder) arm, bekehrt zu Gott und zurück bei Solveig.